Lot Essay
Das Gemälde, welches wohl nie zum Verkauf bestimmmt war, zeigt Giovanni Giacomettis Frau Annetta mit dem Sohn Alberto. Das Alter Albertos, er wurde 1901 geboren, legt eine Datierung dieses undatierten Bildes um 1904 nahe. Das Gemälde schliesst mit dem Motiv des frontal auf den Betrachter gerichteten Blicks der Mutter an eine frühere Lösung an, dem Gemälde von 1902, 'Annetta und Alberto' (Bündner Kunstmuseum, Chur). Zeigt jene die Mutter und ihr Kind noch vor einer Frühlingslandschaft - die unmittelbare Nachbarschaft des Wohnhauses des Künstlers - so setzt Giovanni Giacometti die Dargestellten hier vor die entfernte Kulisse der das Bergell im Süden abschliessenden Bergkette. Die Intimität des häuslichen Umfelds weicht hier einer symbolistischen Ueberhöhung des Themas. Annetta ist stärker ins Zentrum gerückt, die Komposition ist insgesamt geschlossener. Am offenkundigsten wird der Einfluss Ferdinand Hodlers am Motiv der Blume in der Hand Annettas (aus: Paul Müller/Viola Radlach, Giovanni Giacometti, Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997).